Das "slanted"-Konzept ist nicht neu.
Der Italiener Dr. Luca N. Vascon gilt als der Urvater des "slanted" Konzepts. Er hatte angeblich als erster 2006 die Idee und seine APS-C-Kamera mit dem 8mm Sigma in einem Ringadapter ca. 60° schräg gestellt. So konnte er in der Vertikalen 180° abbilden und ein voll sphärisches Panorama in single-row-Technik mit nur 4 Aufnahmen erstellen.
Agnos in Italien hat dann 2007 den ersten "oblique" Nodalpunktadapter vorgestellt. Das ist ein einstellbarer NPA mit schräg gestellter Kameraplatte. Er erfordert das Einjustieren der Kamera in zwei Richtungen. Später hat dann Novoflex diese Anordnung übernommen und sein SLANT VR-System mit Q-Profil gebracht - über drei Achsen einzustellen. Beide Systeme neigen die Kamera um 60°. Sie sind so nur für zirkulare Fisheyes oder sogenannte Portrait-Fisheys ausgelegt. An "60°-SLANTs" wird vorzugsweise das 8mm Sigma mit einer APS-C/DX- oder Vollformat-Kamera verwendet.
So richtig durchgesetzt hat sich der Ansatz mit der schräg stehenden Kamera lange nicht. Das liegt wohl zum einen an der Festlegung auf eine Fisheye-Linse mit kleinem Bildkreisdurchmesser (die eigentlich nur dafür sinnvoll zu gebrauchen ist), primär aber an der wirklich sehr komplexen Weise, wie die "Nodalpunktposition" mit einer schräg stehenden Kamera einzustellen ist. Das ist bei vertikal ausgerichteter Kamera für viele Fotografen schon eine Herausforderung.
Bei schräg stehender Kamera ist das aber deutlich komplexer. Da muss die Positionierung über zwei Achsen erfolgen. Das gelingt über ein systematisches Herantasten mit unzähligen Aufnahmen - und kann leicht mehr als ein abendfüllendes Programm werden.
Oder aber man hat in der Oberstufe in Trigometrie gut aufgepasst und seine Kamera genau vermessen. Dann kann man die richtige Positionierung der Kamera am SLANT errechnen - auch für den Fall, dass das Kameragewinde seitlich versetzt ist (so wie bei den Olympus-MFTs und den Fuji-X'n). Wir haben das erforderliche trigonometrische Formelwerk in eine Excel-Datei gepackt. So können wir die notwendigen x/y/z-Koordinaten für die Gewindeposition in der schräg stehenden Kameraplatte unseres SLANT für jede Kamera-Objektiv-Kombination genau berechnen. Die erforderlichen Kameradaten haben wir ohnehin in unserer großen Kameradatenbank.
Der Kunde, der den PT4Pano SLANT kauft, erhält ihn ready-to-shoot für seine Kamera genau konfiguriert. Die komplexe Einstellerei bleibt ihm erspart - ab der ersten Aufnahme.
Und verstellen kann man nichts.
Und bei einem Kamerawechsel konfigurieren wir den SLANT wieder ready-to-shoot für die neue Kamera nach, sofern das technisch machbar ist.
Die einzigartige Geometrie des PT4Pano SLANT ist - getreu dem bewährten KISS-Prinzip - sehr schlicht aber höchst effizient. Sie stellt die Kamera genau auf die Ecke des Sensors und zwar nicht unter 60°, sondern derart, dass die Sensordiagonale exakt senkrecht steht. Um das zu erreichen, haben wir nicht nur einen SLANT, sondern einen für jedes Sensorformat. So gibt es den SLANT für die MFT-Kameras mit Seitenverhältnis 4:3 mit 53,1° Neigung und den für die DSLR's und spiegellosen Systemkameras mit dem Seitenverhältnis 3:2 mit 56,3° Neigung. Das ermöglicht - anders als bei den anderen "SLANTs" am Markt - die Nutzung sogenannter Fullframe Fisheyes, die über die Diagonale 180° Bildwinkel aufweisen. Diese recht beliebten Fisheye-Objektive sind auch für "normale" Fotografie gut einzusetzen.
Anfangs wurden die meisten unserer SLANTs für MFT-Kameras konfiguriert.
Dann, als mit dem f2,8/8mm Samyang ein wirklich gutes Fullframe Fisheye für die spiegellosen APS-C-Systemkameras auf den Markt kam, stieg auch die Nachfrage nach den slanted Nodalpunktadaptern für die Sony NEX, die Samsung NX und für die Fuji X Systemkameras. Seit 2013 liefern wir den SLANT auch für die großen DSLRs wie die Canon 5DMk3 und Nikon D800. Eine wirkliche Traum-Kombination am SLANT ist die Nikon D750 oder Sony A7/2 mit dem 12mm Samyang.
Die wesentlichen Vorteile des SLANT im Vergleich zu einem multi-row Panoramasystem sind folgende:
- Mit dem SLANT lässt sich ein voll sphärisches Panorama in single-row-Technik erstellen.
- Da alle Quellbilder in einer Ebene liegen, sind insgesamt weniger Aufnahmen erforderlich als in multi-row-Technik.
- Die Quellbilder lassen sich in einer Ebene wesentlich schneller aufnehmen als bei der multi-row-Technik. Mit einem rastenden Rotator und 2 Sekunden Vorlaufzeit des Selbstauslösers braucht man keine 30 Sekunden für die 8 Aufnahmen eines Kugelpanoramas.
- Der Bildüberlapp beträgt am Äquator über 200%. Daher ist selbst bei belebten Sujets immer ausreichend Redundanz zum Maskieren in PTGUI vorhanden.
- Unser SLANT ist extrem kompakt und leicht. Das komplette Panoramaset für eine spiegellose Systemkamera (Fuji X, Olympus oder Lumix MFT, Sony NEX, Samsung NX) bestehend aus SLANT und MiniRotor passt in die Hosentasche einer Jeans und wiegt nur 200 Gramm.
Der slanted Ansatz hat folgende Einschränkungen:
- am "slanted" Nodalpunktadapter machen ausschließlich Fisheye-Objektive Sinn
- "slanted" Aufnahmen lassen sich nur mit PTGUI automatisch, fehlerfrei stitchen.
Autopano berechnet auch noch in der aktuellen Version 3 den vertikalen Bildwinkel falsch. Erst wenn man Autopano durch manuelle Eingriffe mitteilt, was vertikale Linien sind, korrigiert die Software den Bildwinkel und schließt das Panorama an den Polen. (Das kostenlose Hugin sollte mit slanted Aufnahmen umgehen können - aber die Bedienung schreckt ab) - mit dem SLANT und einem fullframe Fisheye aufgenommene Kugel-Panoramen sind nur dann ganz "voll" sphärisch, wenn der diagonale Bildwinkel der Kamera-Objektivkombination groß genug ist. Manche Fullframes bringen in der Diagonale nicht ganz 180°: Beim 7,5mm Samyang am MFT-Sensor sind es 175°, das 16mm Nikkor bringt am Vollformat gerade mal 172°. Am Nord- und Südpol des Kugelpanoramas bleibt daher ein kleines Loch offen, genauer gesagt: ein Polarstern.
Doch die Abhilfe ist einfach: Durch leichtes Verkippen der Kamera lässt man sie 2-3 Grad nach oben schielen. Dann ist oben "zu" und im Nadir steht ohnehin das Stativ.
Unser SLANT ist ein extrem kompaktes Werkzeug. Schneller und einfacher als mit dem SLANT kann man ein voll sphärisches Panorama mit einem Fullframe nicht aufnehmen.
Mit einem Portrait-Fisheye sind dafür 4 Aufnahmen erforderlich, mit den weit verbreiteten Fullframes 8 Aufnahmen. Auf einer rastenden wenn nicht gar motorisierten Drehplatte montiert oder auf dem MonoPod ist der SLANT ideal auch für belebte Szenen. So wird er gerne auch in der kommerziellen Panoramafotografie eingesetzt, z.B. von Immobilienmaklern oder für hochauflösende, voll sphärische Texturen für HDRR.
Wir empfehlen die Verwendung von PTGUI als Stitching-Software beim SLANT.
Nachtrag (Oktober 2017)
Zum Stitchen der "slanted" Bildserien haben wir schon seit Jahren ausschließlich PTGUI empfohlen. PTGUI hat keine Probleme mit dem Stitchen der schräg stehenden Bilder und berechnet - im Gegensatz zu manch anderen Programmen - den vertikalen Bildwinkel des Panoramas automatisch richtig. Bislang generierte aber selbst PTGUI in kritischen Aufnahmesituationen insbesondere mit Samyang-Fisheyes sichtbare Stitchingfehler im Zenit und Nadirbereich. (Beispiel: Kamera steht innerhalb eines Türstocks fast auf Augenhöhe. Im Türrahmen treten dann Stitchingfehler von >3 Pixel auf). Diese geringen aber sichtbaren Stitchingfehler rühren daher, dass PTGUI wie fast alle Stitchingsoftware, eine äquidistante Fisheye-Projektion voraussetzt und reale, abweichende Projektionen mit Hilfe der Verzeichnungsparameter a, b und c einigermaßen "hinbiegt". Dabei treten am Rand des Bildkreises (also im Polargebiet, wo es keine Überlappung gibt) und im Nahbereich, die größten Abweichungen auf. Damit ist künftig Schluss !
Ab PTGUI Version 11 sind für die gängigen Fisheyes die realen Projektionen hinterlegt. Die Stitching-Qualität von "slanted" Bildserien ist mit PTGUI 11 jetzt hervorragend !
PTGUI 11 ist als Beta-Version (derzeit beta3) bereits im Download verfügbar.
Ein MUSS für jeden SLANT-Besitzer !
Nachtrag (Februar 2019)
Mehr zum Stitchen der mit dem SLANT aufgenommenen Panoramen und slanted Aufnahmen zum Download finden Sie hier.
Kommentare
Ein ganz großer "Wurf"
...ist da mit dem Slant-System in Verbindung mit einer MFT Kamera und einem Fullframe Fisheye (Samyang 7,5 mm) gelungen, Als überzeugter Vollformat-Multi-Row'ler bin ich nach meinem ersten Termin bei pt4pano erst einmal mit einem Füllhorn an neuen Ideen nach Hause gegangen - ohne etwas gekauft zu haben. "Gerne können Sie Ihren Multi-Row Adapter mitnehmen, aber überlegen Sie mal..." - das war das Ergebnis einer ausführlichen Beratung von Hr. Hopf, bei dem ich optische, funktionelle und mathematische Zusammenhänge in der Panoramafotografie kennenlernen durfte. Das klingt vielleicht trocken und langweilig, Herr Hopf hat das aber sensationell gut gemacht. Herausgekommen ist dann ein Panoramasystem im Hosentaschen Format. Panasonic GX1, Samyang 7,5mm und der speziell für dieses Kombination konfigurierte Slant-Adapter auf dem Mini Rotator. Mit 8 Aufnahmen entsteht nun ein vollspärisches Panorama, das mit PTGUI nahezu ohne Stitching Fehler erstellt wird. Ein Nacharbeiten unsauberer Kanten und Linien ist nicht mehr erforderlich. Das Gesamtsystem ist kompakt und leicht. Das aufwändige Justieren im Nodalpunkt entfällt, da es nur 1 Einstellung für die Kamera gibt. Es gibt keine Fehlerquellen mehr wie bspw. Gelenke. Die idealen Einstellungen sind jederzeit reproduzierbar. Jedes Panorama, das ich bisher erstellt habe, ist perfekt gelungen - und das mit einen Zeitaufwand, der im Vergleich zum Vorgägersystem um 75% reduziert ist! ohne dabei an Qualität zu verlieren. Das Tolle dabei: ich kann nun auch mal Personen nach einer kurzen Einweisung mit der Erstellung der Aufnahmen beauftragen, der kein Fotograf ist oder über fundierte Kenntnisse in der Panoramafotografie verfügt. Ich kann mich trotzdem auf das Ausgangsmaterial verlassen. Das Stiching passt immer. Mit dem System ist mein Workflow nun so optimal, dass ich für einen Kunden an einem ganz normalen Arbeitstag (8 Stunden) 25 Panoramen (360x180) erstellen konnte (Aufnahmen im RAW-Format, Ausbelichtung in Photoshop, Stitching mit PTGUI, Erstellung von Stand-Alone Flashfiles mit krpano und Erstellen einer virtuellen Tour mit Easypano Tourweaver).
Ich kann nur Danke sagen! Danke für die hervorragende Beratung, Danke für geniale Idee Danke für das hochwertig gefertigte und sehr präzise arbeitende Produkt
Und Danke für den im Vergleich zu anderen System ausgesprochen günstigen Preis
Reichen bei einem APS-C Sensor mit 8 mm Fisheye 4 Bilder?
Am Beginn ihres sehr gelungenen Artikels führen Sie an, dass "... APS-C-Kamera mit dem 8mm Sigma in einem Ringadapter ca. 60° schräg gestellt. So konnte er in der Vertikalen 180° abbilden und ein voll sphärisches Panorama in single-row-Technik mit nur 4 Aufnahmen erstellen." Weiter unten steht dann "... mit einem Portrait-Fisheye sind dafür 4 Aufnahmen erforderlich, mit den weit verbreiteten Fullframes 8 Aufnahmen" und Peter Dietz spricht auch von 8 Fotos, obwohl er eine MFT-Panasonic verwendet. Bei einer Fuji X-E2 mit APS-C Sensor und einem Walimex Pro 8 mm F2,8 Fisheye II müssten doch 4 Bilder reichen?
Reichen 4 Bilder …?
Das f3,5/8mm Sigma ist an der APS-C-Kamera ein Portrait-Fisheye. Daher reichen für diese Kombi 4 Aufnahmen.
Das 8mm Lumix oder das 7,5mm Samy ist an der MFT nur ein fullframe Fisheye. Damit braucht man dann 8 Aufnahmen.
Das gilt auch für das f2,8/8mm Samy/Walimex an der Fuji-X: Auch das ist nur ein Fullframe.
Mehr dazu finden Sie in den Blogs:
https://pt4pano.com/blog/2011/fisheye-als-panoramaobjektiv
https://pt4pano.com/blog/2013/dasselbe-jruen-0
https://pt4pano.com/blog/2013/panoramafotografie-kommerziell
https://pt4pano.com/blog/2015/samyang-f2812mm-fullframe
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