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Laowa 4mm: Sphäre mit 2 Aufnahmen

SLANT SetupGestern hat mir unser Kunde Klaus B. seine Olympus PEN-F mit dem f2,8/4mm LAOWA Fisheye mit der Bitte zugeschickt, dafür ein Panoramasystem zu konfigurieren. Für diese relativ neue Linse hatten wir noch keine Daten in unserer Datenbank.
Das wirklich sehr kleine Fisheye wird als zirkulares Fisheye für die MFT-Kameras angeboten und soll einen Bildwinkel von 210° bringen. 
Auf der optischen Bank zeigte sich gleich eine ungewöhnliche Eigenschaft des kleinen Fisheyes: Es weist praktisch keinen winkelabhängigen Nodalpunktgang auf und bringt von daher beste Voraussetzungen als Panoramaobjektiv mit.
Ein kleines SLANT Setup schien mir optimal für die Kombi mit der PEN-F. Es war schnell konfiguriert und musste gleich für ein Test-Pano mit 4 Aufnahmen im Büro herhalten. PTGUI ermittelte für das kleine Fisheye folgende Linsenparameter:

  • Bildkreisdurchmesser 13,4mm
  • Bildwinkel 220°
  • Brennweite 4,07mm
  • Fisheye-Faktor -0,5   (flächentreue Projektion)

220° Bildkreisdurchmesser - da müssen sogar nur 2 Aufnahmen reichen um eine volle Sphäre darzustellen. Also löschte ich die Bilder #2 und #4 - und siehe da, auch mit nur 2 Aufnahmen stitcht PTGUI die Sphäre fehlerfrei. 
Ich war so begeistert, dass ich heute mit dem Setup ins Münchner Rathaus ging, um dort mit dem Setup ein HDR-Pano aufzunehmen.

Die PEN-F hatte ich auf 5fach-AE-Bracketing gestellt (5x1EV, 2s Selbstauslöser).

equi

In nur einer Minute waren die 4 Belichtungsreihen aufgenommen. Vor dem Stitchen konvertierte ich das ORF-RAW-Format mit dem kostenlosen Adobe DNG-Konverter. PTGU's AIignment erkannte und positionierte die 4x5 slanted Quellbilder automatisch richtig.
nadir perfektDer Optimizer ermittelte auf Anhieb einen mittleren Kontrollpunkt-Offset von 1,0 Pixel - ein sehr guter Wert für die slanted 20 MP MFT-Aufnahmen. Zenit und Nadir sind perfekt und brauchen keine manuelle Nacharbeit. Das Equi hat eine native Auflösung von 7.686x3.843 Pixel. Das sind  20 Pixel pro Grad, gut ausreichend für alle VR-Darstellungen im Internet.

Für die Aufnahme hatte ich den Fokus nach Skala auf 1m eingestellt und auf f8 abgeblendet. In dem gestitchten Pano fallen sofort die sehr schönen "Sonnensterne" auf.  

Ich empfehle mit einem Portrait-Fisheye und auch mit dem zirkularen Fisheye grundsätzlich 4 Aufnahmen zu machen, selbst wenn 3 oder gar nur 2 reichen würden. "Norden-Osten-Süden-Westen", da macht man keine Fehler. Bei 3 Aufnahmen ist die Orientierung nicht so einfach. Bei 2 Aufnahmen ist die Orientierung problemlos. Jedoch generiert der seitliche Ausleger des SLANT eine etwas größere Abschattung im Nadir. Das kann man durch Maskierung in PTGUI Pro manuell nacharbeiten. In dem Screenshot unten sehen Sie wie das aussieht. Es ist mit dem 4mm Laowa also problemlos möglich, mit nur 2 Aufnahmen die volle Sphäre darzustellen. Tatsächlich weniger aufwendig geht es immer mit 4 Aufnahmen. 

Fazit: Das f2,8/4mm Laowa ist ein attraktives Fisheye für Panoramafotografen, die mit kleinstem Setup und minimalen Aufwand voll sphärische Panoramen aufnehmen wollen. Das SLANT-Setup liefern wir ready-to-shoot konfiguriert für jeden MFT-Body und das 4mm Laowa. SLANT NPA und MiniRotor bringen zusammen 220 Gramm auf die Waage und kosten 294€. Das kleine Fisheye wird aktuell bei Foto Koch für 280€ angeboten.

Kritik: Zirkulare Fisheyes sind für normale Fotografie eigentlich ziemlich unsinnige Objektive. Das gilt auch für die beiden Sigma Fisheyes f2,8/4,5mm und f3,5/8mm. Dennoch ist das 8er Sigma seit über 10 Jahren eine der meistverkauften Linsen für Panoramafotografie - allerdings nicht am Vollformat (wie von Sigma eigentlich spezifiziert), sondern am APS-C-Format. Für Panoramafotografie machen also solche Fisheyes Sinn, erst recht, wenn man sie an einem Sensor einsetzt, dessen Diagonale etwas kleiner ist als der Bildkreisdurchmesser.
So gesehen ist es schade, dass das kleine Laowa nur 4mm Brennweite hat. Mit 5mm und der gleichen Projektion wären Auflösung und Nutzen am MFT-Format noch besser.

Selbstkritik: Eine ordentliche Nivellierung bei der Aufnahme hätte nicht geschadet.
Aber bis ich endlich die richtige AE-Bracketing-Einstellung (s.o.) an der mir fremden Kamera gefunden und eingestellt hatte, war's wohl vorbei mit der Konzentration. Schade.

 

Ich stelle unten auch die 4x5 Originalaufnahmen (als JPGs) aus dem Münchner Rathaus zum Download zur Verfügung. So können Sie selbst das Stitchen mit PTGUI mit 4x5, 4x1 und 2x1 Aufnahmen nachvollziehen.
Viel Spaß !

AnhangGröße
Image icon Equi in 90% JPG (auf 13 MB runterskaliert)12.36 MB
Image icon Nadir (4 Aufnahmen) nichts nachgearbeitet3.49 MB
Image icon Zenit (nichts nachgearbeitet)3.12 MB
Image icon Optimizer-Meldung298.24 KB
Image icon Linsen-Parameter in PTGUI240.06 KB
Image icon Maskierung in PTGUI Pro bei nur 2 Aufnahmen (Screenshot)12.51 MB
Image icon #1 09.7 MB
Image icon #1 -2EV7.52 MB
Image icon #1 -1EV8.71 MB
Image icon #1 +1EV9.79 MB
Image icon #1 +2EV9.52 MB
Image icon #2 08.85 MB
Image icon #2 -2EV6.86 MB
Image icon #2 -1EV8.09 MB
Image icon #2 +1EV9.18 MB
Image icon #2 +2EV8.98 MB
Image icon #3 08.91 MB
Image icon #3 -2EV6.9 MB
Image icon #3 -1EV8.01 MB
Image icon #3 +1EV9.56 MB
Image icon #3 +2EV9.51 MB
Image icon #4 09.43 MB
Image icon #4 -2EV7.06 MB
Image icon #4 -1EV8.39 MB
Image icon #4 +1EV10.31 MB
Image icon #4 +2EV10.4 MB

Kommentare

Von einem Mitforisten auf das neue LAOWA 4mm Fisheye aufmerksam gemacht, habe ich dieses Objektiv sofort bestellt. Ausschlaggebend war der Hinweis auf einen FOV von 210 Grad, bei dem ich neugierig geworden bin, ob ich das System auch für "schnelle" Panografie (2x180Grad Einzelfotos) einsetzen könnte.

Und siehe da - es funktioniert. Erste Aufnahmen mit einem klassischen NPA zeigten das große Potential dieser Optik: bis Bl. 8 kaum zu bemerkende Beugungsunschärfe, die Vignettierung geringer als bei mancher Linse, die ich in den letzten Jahren verwendet habe. Das große FOV brachte jedoch auch Nachteile: beim klassischen NPA ist nicht nur der Nadir, sondern auch der gesamte seitliche Aufbau als Abschattung zu sehen. Vier Einzelfotos sind daher Pflichtprogramm.

Ein anderer NPA musste her: ideal sind ja bei derartigen Zirkular-Fisheyes Objektivringe, die dann den gesamte Kamera-Objektiv-Setup tragen. Wer jedoch einmal die winzigen Dimensionen des LAOWA angeschaut hat, weiss, wie schwierig es ist hier eine stabile und tragfähige Konstruktion zu bauen - es fehlt überall am nötigen "Pack-an". Eine andere Lösung muss also her.

Ich hatte bereits über viele Jahre mit einer Lösung APS-C Kamera plus 8mm Fisheye plus Slant-NPA gute Erfahrungen gemacht, die ich dann nach Wechsel auf MFT mit einem Samyang 7.5mm plus Slant-NPA von PT4Pano fortführen konnte. Also - Kamera plus Optik und NPA kurzerhand an PT4Pano geschickt ... und siehe da es funktioniert.

Ich möchte mich auch nochmals bei Ihnen, Herr Hopf, für die schnelle Reaktion auf meine Anfrage bedanken. Ich bin natürlich hocherfreut, dass der Aufbau so gut vonstatten ging und auch die Tugenden des Winzlings offenbarte.

Beste Grüße aus Ettlingen
Klaus Bärwald

Das wollte ich noch nachreichen.

Mit dem Slant-NPA ist die Aufnahme des Nadirfotos ein Kinderspiel. Ich habe den kompletten Ansatz mit Beispielen in folgendem Beitrag auf Panorama-Community.net beschrieben:

http://www.panorama-community.net/wbb/index.php?page=Thread&postID=95385...

Mittlerweile verwende ich ein Template beim Stitchen mit PTGui: bei Einsatz von HDR sind das 25 Aufnahmen (4xRundum plus 1xNadir). Die Bearbeitungsdauer liegt bei wenigen Minuten pro Aufnahmeserie, der OPTIMIZER berechnet i.d.R. eine mittlere Entfernung der Kontrollpunkte von 1-1.8 ("sehr gut").

Gruß, Klaus Bärwald

Lieber Herr Hopf, wie immer ein toller, nachvollziehbarer Blogeintrag. Danke!
Sehr schön, dass auch die Beispieldateien vorliegen. Allerdings sind fast keine relevanten Metadaten in den Bildern enthalten, sodass PTGui manuell gefüttert werden muss. Ich denke, das war nicht ihre Intention?
Herzlich : Thomas Kemnitz

ja, sorry. Die sind bei der Konvertierung RAW - DNG - JPG auf der Strecke geblieben. Leider kann ich nur JPG-Files zum Download hinterlegen.

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