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Rasiertes Fisheyes an EVILs

Der heutige Aufsatz ist wieder dem Thema Fisheye gewidmet: Dem Fisheye an einer spiegellosen Systemkamera ("EVIL"). Fisheye-Objektive bieten den größt möglichen Bildwinkel und sind daher in der Panoramafotografie erste Wahl, wenn es darum geht, voll sphärische Panoramen mit mittlerer oder geringer Auflösung zu erstellen.
Gerade im kommerziellen Bereich der Panoramafotografie, z.B. für Internetauftritte von Hotels, Gaststätten und Wellness-Oasen greift der Fotograf zum Fisheye. Immobilienmakler lichten mit dem Fisheye an unseren single-row-Systemen im Nu ihre Immobilie ab und profitieren vom Mehrwert der Panoramen durch schnellere Vermittlung.

Grundsätzlich kommen alle Arten von Panoramasystemen mit Fisheyes zum Einsatz: single-row Hochformat, single-row slanted und multi-row.

Mit dem meist verwendeten Fullframe Fisheye (Bilddiagonale 180°) lassen sich in single-row-Technik im Hochformat mit 6 Aufnahmen maximal 140° Bildwinkel erfassen. Im "slanted"-Mode mit 8-10 Aufnahmen lässt sich dann schnell (fast) der komplette Raum abbilden. Aufwendiger geht das in multi-row-Technik mit 2x5 oder 2x6 Aufnahmen, dafür aber - je nach Linse - vielleicht genauer im Nadir.

Mit nur 3-4 Aufnahmen in einer Ebene lässt sich ein voll sphärisches Panorama mit einem Portrait-Fisheye oder einem zirkularen Fisheye generieren. (Als Portrait-Fisheye bezeichnet man ein Fisheye, das über die lange Bildkante mindestens 180° Bildwinkel liefert. Ggfs. muss man dazu die Sonnenblende entfernen. Das Merkmal ergibt sich also aus den Eigenschaften der Linse im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Sensor.). An der APS-C-DSLR ist dazu der Klassiker schlechthin das 8mm Sigma. An der Vollformatkamera Nikon D800 ist wohl das rasierte 10,5mm Nikkor erste Wahl (Achtung: DX-Erkennung im Kameramenü abschalten !). An der Canon 5D kommen so meist das Canon 8-15mm bei 10mm oder das 10mm Sigma zum Einsatz.

Dabei sind die Vollformat-Boliden eigentlich nicht die optimal für Panoramafotografie, denn diese Kameras wiegen über ein Kilo und die optische Achse liegt recht hoch.
Dem muss mit dem ganzen Panoramasystem Rechnung getragen werden.

Daher werden immer mehr die spiegellosen Systemkameras für Panoramafotografie eingesetzt. Das Arbeiten mit dem Panoramasystem ist mit einer Sony NEX, Fuji X oder gar MFT wesentlich angenehmer. Entsprechend der kompakten Maße der Kamera kann dann auch das Panoramasystem sehr kompakt ausgelegt werden, ohne dass an der Stabilität Abstriche zu machen sind.

Nur leider sind bislang für diese spiegellosen Systemkameras keine Portrait-Fisheyes oder zirkulare Fisheyes verfügbar (es sei denn, man adaptiert ein 4,5mm Sigma oder 8mm Sigma). Die beliebten Samyangs f3,5/7,5mm UMC für die MFTs und f2,8/8mm UMC bringen an den Kameras, für die sie vorgesehen sind, nur knapp 180° Bildwinkel in der Diagonale (Details dazu hier).

Doch mit den neuen Sony Vollformat-Systemkameras A7 und A7R ändert sich das. Diese spiegellosen Systemkameras mit NEX-E-Mount müssten für Panoramafotografie in single-row-Technik mit dem rasierten f2,8/8mm Samyang die nahezu ideale Lösung sein. Leider hatten wir mangels Zugriff auf die A7/A7R bislang keine Gelegenheit, das zu verifizieren.
Wenn man an dem kleinen 8mm Samyang Fisheye die Sonnenblende abschneidet ("rasiert") oder fachmännisch entfernt, werden auf der Längsseite des A7/A7R-Sensors rechnerisch über 190° horizontaler Bildwinkel abgebildet. Mit der Kamera am single-row-System (KISS oder SLANT) lässt sich dann mit nur 3-4 Aufnahmen der gesamte Raum fotografieren.
Die so erreichbare Auflösung von ca. 40 Pixel pro Grad sollte allen Ansprüchen an ein voll sphärisches Panorama genügen.

Ähnlich ist die Situation, wenn man es schafft, das f3,5/7,5mm UMC Samyang Fisheye an eine APS-C-Kamera zu adaptieren. Grundsätzlich ist per Adapter die Adaption der MFT-Linse an das Sony-E-Mount (NEX) und an das Fuji-X-Mount (Fuji X-Pro) möglich, da das Auflagemaß dieser APS-C-Bajonette kleiner ist als das MFT-Auflagemaß.
Adaption mit MFT2NEX-AdapterWeil diese Samyang-Objektive generell keine Elektronik (und daher auch keine elektrischen Kontakte) enthalten, ist die Adaption rein mechanisch und recht einfach.
So einfach allerdings auch nicht, dass der bislang einzige MFT2E-Mount-Adapter am Markt aus chinesischer Fertigung eine Empfehlung verdienen würde. Die Auflage-verlängerung passt zwar gut an der NEX, aber das MFT-Objektiv hat keinen stabilen Sitz in dem Adapter und weist sogar radiales Spiel von 0,5mm auf. Echt schade.

Anschluß des f2,8/8mm mit E-MountEleganter wäre es, das 7,5mm MFT-Fisheye gleich mit dem Hinterteil der f2,8/8mm UMC-Linse auszustatten. Denn die 8mm-Samyang-Linsen sind mit verschiedenen Anschlüssen lieferbar. Dabei unterscheiden sie sich nur durch den Distanzring und das Bajonett. Die f2,8/8mm-Linse z.B. ist mit 3 verschiedenen Anschlüssen zu haben: Sony-E (18mm Auflagemaß), Fuji-X (17,7mm Auflagemaß) und Samsung NX (25,5mm Auflagemaß). 

7,5mm Samyang nach der Teil-RasurAber die Referenzebene des kleinen 8mm Samyang liegt leider anders als bei der 7,5mm MFT-Linse.
Man kann daher nicht einfach Distanzring und Bajonett austauschen. Ich habe das probiert. Aber selbst ohne alle Distanzscheiben (es gibt davon insgesamt 3 Stück im Hinterteil des 8mm Samyang) ist das 8er-Hinterteil an der 7,5er Linse noch 0,35mm zu lang. So lässt sich die Linse nicht auf große Distanzen fokussieren.

Erst mit einem neuen, aus POM gedrehten Distanzring ließ sich das NEX-Bajonett dann maßgenau direkt an die 7,5mm-Linse adaptieren. 

Egal, wie unsere Kunden die 7,5mm-Linse an eine NEX oder Fuji-X adaptieren - wir haben alle erforderlichen Daten in der Datenbank und können KISS oder SLANT auch für derart adaptierte Linsen genau konfigurieren.

Kommentare

Vielen Dank für den interessanten Artikel. Für MFT gibt es noch eine weitere Möglichkeit: Vollformat 8mm Fisheye und "focal reducer". So muss man am Mast insgesamt nur knapp ein Kilo Gewicht in die Höhe heben. Von verschiedenen Kombinationen erscheint mir diese Kombi die beste für MFT zu sein, Vergleichsweise hier: http://www.mopswerk.de/pole-panorama-lenses-comparison/

Zur Erläuterung: Auf Englisch hat sich für "Fokallängenreduzierer" der Begriff "Focal Reducer" eingebürgert. Dabei handelt es sich um einen Adapter, der das Kamerabajonett (MFT; NEX,...) mit einer (Vollformat)Linse eines anderen Systems mit größerem Auflagemass (zB Nikon, Canon,..). Im Grunde handelt es sich dabei um einen "umgedrehten Telekonverter", der den aufgenommenen Bildwinkel erhöht und damit die effektive Brennweite verringert. Dadurch trifft mehr Licht auf den Sensor, und man erzielt neben der Brennweitenerniedrigung sogar auch eine größere Offenblende (ca. 1 Blendenstufe).

Einer der ersten Focal Reducer auf dem Markt ist der Speed Booster von Metabones- Ich nutze einen für die Kombination MFT Body-Nikon Linse. Damit geht eine Fokallängenreduzierung um den Faktor 0,7 einher: Aus einem 8mm Fisheye wird damit ein 8mm x 0,7 = 5,6 mm Fisheye (entsprechend 11,2mm Vollformatäquivalent wegen Crop 2 an MFT) mit einer Offenblende von 3,5 x 0,7 = 2,5 (daher der NAme Speed Booster).  
Mehr zum Metabones Speedbooster ist auf der FAQ des Herstellers zu finden:
http://www.metabones.com/article/of/faq

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