Blog-Eintrag

8mm F2.8 UMC Fisheye II

Panoramasystem "hammerhaft"Die preiswerten Samyang Fisheyes sind unter den Panoramafotografen sehr beliebt. Insbesondere die beiden kleinen Linsen, das f3,5/7,5mm UMC für die MFTs und das f2,8/8mm UMC für die APS-Systemkameras (Sony-NEX, Fuji-X, Samsung-NX) sind außerordentlich gut. Beide Objektive sind für das kurze Auflagemaß von spiegellosen Systemkameras konstruiert und daher sehr kompakt und leicht, nicht zu vergleichen mit einem klassischen DSLR-Fisheye, das mittels Auflageverlängerung adaptiert wird.
Die Tatsache, dass es sich bei den Samyangs um puristische, rein opto-mechanische Systeme ohne Autofokus und Springblende handelt, ist bei den Fisheyes keine Einschränkung und bei der Panoramafotografie nur von Vorteil.
Der koreanische Hersteller vertreibt die Objektive weltweit unter diversen Labels, so zum Beispiel als Rokinon oder Bower in den USA und in Deutschland exklusiv über Walimex.
Man findet in den Blogs hier diverse Beiträge zu den Linsen, z.B. hier.

An der Fuji-X und der Sony NEX wird das f2,8/8mm UMC Fisheye sehr gerne in Verbindung mit dem SLANT von PT4Pano für voll sphärische Panoramen eingesetzt. Als Sony die spiegellosen Vollformat-Systemkameras A7 und A7R mit NEX-Bajonett "E-Mount" vorstellte, war mir klar, dass die Linse "rasiert", also ohne Sonnenblende, auch an der Vollformat-A7 interessant wird. PT4Pano hat seither zahlreiche KISS-Panoramasysteme für die Kombination mit der Sony A7 geliefert. Das Panorama-Set A7 + 8mm Samyang + KISS-System habe ich hier bereits vorgestellt. Es ist einfach hammerhaft gut.

An der 36 Megapixel-Kamera Sony A7R sind die Verhältnisse aufgrund des deutlich kleineren Pixels weitaus kritischer. In dem Blog Quo vadis, Sony ? hatte ich bereits kritisch auf die Problematik mit der geringen Telezentrie hingewiesen, die sich aus dem kurzen Auflagemaß bei großem Bildwinkel ergibt. Es hat dann noch mehrere Monate gedauert, bis ein Kunde die kritische Kombination A7R & f2,8/8mm UMC Samyang auf die prognostizierte Problematik hin testen und mit dem adaptierten Tokina 107 an der selben Kamera vergleichen konnte. 
Hier zwei seiner Statements:

  • "Die CA (chromatische Aberration) ist am Tokina grösser. Sie lässt sich aber gut in Camera Raw entfernen" 
  • "Das Samyang hat zum Rand hin einen starken magenta Schleier der schwer zu entfernen ist"

Der "magenta-Schleier" der nur an der A7R auffällt, ist eine sensorspezifische Farbverschiebung, die auf Pixelvignettierung am Bildfeldrand zurückzuführen ist. Das gleiche Problem konnte man bei der NEX3 und NEX5 der ersten Generation beobachten, wenn eine Linse mit geringer Telezentrie verwendet wurde. Nachdem dann Sony den EXMOR-Sensor mit dem flacheren Aufbau in der NEX 5T gebracht hattte, war der magenta-Farbstich verschwunden.

Samyang 8mm F2.8 UMC Fisheye IIInteressant ist nun, dass Samyang eher unauffällig (wohl mit Rücksicht auf Lagerbestände bei den Vertriebspartnern) eine neue Version der beliebten f2,8/8mm Fisheye-Linse ankündigte. Das neue Objektiv 8mm F2.8 UMC Fisheye II  ist bislang nur auf der koreanischen Homepage des Herstellers abgebildet und sieht auf den ersten Blick genauso aus, wie die Originalversion. Es hat aber einen völlig neuen optischen Aufbau. Samyang verwendet bei der neuen Version 11 Linsen, davon 2 asphärische und 3 ED-Gläser. 

Im Vergleich zur bisherigen Version erkennt man bereits auf den Produktfotos, dass die hintere Linsengruppe einen deutlich größeren Durchmesser aufweist. Das könnte ein Hinweis auf eine verbesserte Telezentrie sein. Samyang Fisheyes sind auch dafür bekannt, dass sie ausgefallene Fisheye-Projektionen verwenden. Ich war daher sehr gespannt darauf, dieses neue Fisheye auf der optischen Bank zu vermessen, zumal Samyang schreibt: "Much wider..." und "it gives an immense ... with a 12mm (35mm equivalent) field of view".

Die Version II des f2,8/8mm Samyang Fisheyes ist spürbar schwerer und etwas länger als die erste Version. Wenn man von hinten in das Objektiv schaut und den Blendenring zudreht, sieht man das rückwärtige Bild der Iris: Die Austrittspupille. Sie liegt deutlich weiter vorne als bei der ersten Version. Die weit vorne liegende Austrittspupille in Verbindung mit dem großen Durchmesser der hinteren Linsen ermöglicht einen telezentrischeren Strahlengang - und verhindert so die Pixelvignettierung im Randbereich des Bildkreises.

EintrittspupilleSchaut man von vorne in das abgeblendete Objektiv, sieht man auch das Bild der Iris, jetzt von vorne: Die Eintrittspupille. Das und nichts anderes ist der bei Panoramafotografen viel diskutierte "Nodalpunkt". Dreht man dann das Objektiv zur Seite und schaut schräg oder gar senkrecht zur optischen Achse auf die Eintrittspupille, kann man die bei Fisheye-Objektiven bekannte Winkelabhängigkeit der NPP-Position beurteilen. Interessant ist bei der Version 2, dass auch die Eintrittspupille deutlich weiter vorne liegt als bei der Version 1 und dass man die Eintrittspupille selbst unter mehr als 90° zur optischen Achse noch sehen kann. Ganz klar: die neue Version bringt einen Bildwinkel von deutlich über 180°- zumindest am großen Vollformatsensor der A7 und A7R.

Crop der Quellbilder: Sony A7RWir haben die Linse genau vermessen, rasiert und an der Sony A7R für ein schnelles Testpanorama verwendet. Der nutzbare Bildkreisdurchmesser an der A7R beträgt jetzt 6350 Pixel, das sind über 31mm bei einem Bildwinkel von fast 190°.
Von einem Farbschleier auf den A7R-Aufnahmen ist jetzt nichts mehr zu sehen. Lediglich geringe Chromatische Aberration am Bildfeldrand ist sichtbar (wie bei jedem Fisheye). Sie kann in Lightroom leicht entfernt werden.
Und den bei Fisheyes unvermeidlichen Lichtabfall zum Bildfeldrand hin korrigiert PTGUI auf Mausklick.
Mit dem Setup A7R + Samyang V2 + KISS Panoramasystem macht man mit 4 Aufnahmen in single-row-Technik ein voll sphärisches Panorama 180°x360°. Tatsächlich würden auch nur 3 Aufnahmen reichen.
Das voll sphärische Panorama hat 12260x6130 Pixel und ist in Zenit und Nadir immer geschlossen (die Quellbilder überlappen dort aufgrund des großen Bildwinkels deutlich).

TeilrasurLeider konnte ich die A7R mit der Linse in der kurzen Zeit nicht ausgiebig testen - der Kunde, dem die A7R gehört, hat natürlich alles eingepackt und mitgenommen. Eventuell kann ich das in den nächsten Wochen noch nachholen.

 

 


 

Nachtrag (7.9.2014): Der bekannte Panorama-Fachbuchautor Thomas Bredenfeld war einer der ersten Kunden, an die wir das KISS-Panoramasystem mitsamt dem neuen Samyang Fisheye lieferten. Hier sein Feedback:

 hallo erwin,

hier mal ein erstes ergebnis von meinem ersten ausflug mit der neuen kombo :-)
https://pt4pano.com/panos/test-panorama-mit-slant bis zum rand vom rotator absolut perfektes parkett!
das samyang hat die beste geometrie von meinen fisheyes (sonst: sigma 8er
und canon 8-15er). fehlerdurchschnitt immer unter 1 pixel, meist 0,6.
bin begeistert!
lgthomas 

Kommentare

Hallo Herr Hopf.
vielen Dank für den interessanten Blogbeitrag, wieder mal was gelernt. Ich habe auf meinem Blog einen kurzen Erfahrungsbericht von der (rasierten) V1 Version an der A7 geschrieben: http://www.mopswerk.de/shaved-samyang-8mm-f2-8-panorama-lens-review/
Frage: Haben Sie inen Vergleich zur Version V2, ob die tw. doch recht starke bläuliche Vignettierung am Rand schwächer geworden ist? Das wäre interessant!

Wir haben leider keine A7/R zur Verfügung, um ausführliche Tests zu machen. Die Aufnahmen, die wir mit der A7R des Kunden im Büro machen konnten, waren bei Mischlicht und zeigten keinen auffälligen Farbstich am Rand. Ich gehe aber davon aus, dass es in Kürze Feedback von Kunden geben wird, vermutlich auch hier als Kommentar. 
Fakt ist, dass die oben beschriebenen, konstruktiven Änderungen an der V2-Linse gegenüber der V1 grundsätzlich geeignet sind, die Pixelvignettierung bei den Vollformatsensoren deutlich zu mindern wenn nicht zu beseitigen. 
Mehr über die Pixel-Vignettierung finden Sie, wenn Sie nach "incident light angle" oder "chief ray angle" im Netz suchen.
Wie diese Winkelabhängigkeit aussieht, sehen Sie zum Beispiel hier: http://www.sony.net/Products/SC-HP/new_pro/may_2014/imx183_e.html

Seit ein paar Tagen habe ich eine A7R und das Samyang 8mm F2.8 UMC Fisheye 2 mit einem KISS im Einsatz. Leider hat es erst zu ein paar wenigen Outdoor Panoramen gelangt. Der erste Eindruck ist HERVORRAGEND!
Hier eine erste kurze Zusammenfassung:
- mit der og. Kombi/Konfiguration erzielt man hochauflösende Panoramen mit einem vergleichsweise geringen Aufwand. 4 Aufnahmen erzeugen ein vollsphärisches Panorama mit einer Auflösung von ca. 12.200 x 6.100 Pixel.
- dank des 36 MP Sensors der Sony A7R entstehen detailreiche Panoramen mit einem hohen Dynamikumfang.
- die hier im Artikel diskutierte blaue Färbung am äußeren Bildrand ist in geringem Umfang vorhanden. Durch den enormen Bildwinkel der Linse (siehe oben im Artikel - ca. 190 Grad) spielt diese beim Erstellen/Stitchen des Panoramas jedoch keine Rolle, da ausreichende Überlappungen vorhanden sind.
- ggf. auftretende CA können in LR leicht korrigiert werden. In PTGUI empfiehlt sich die Korrektur von Verzeichnungen am Bildrand per Mausklick, um das Stitchingergebnis merklich zu verbessern.
- Über den Optimizer von PTGUI wurde zuletzt folgendes Stitching Ergebnis erreicht:
Average control Point distance: 0,057
Minimum control Point distance: 0,036
Maximum control Point distance: 0,077

Ich hoffe, in den kommenden Tagen einmal in Innenräumen ein paar Panos erstellen zu können und stelle dann ein paar Beispielbilder zur Verfügung.

Hallo,

wie versprochen, hier noch ein paar Beispielbilder mit der Sony A7R und dem Samyang 8mm Fisheye F2.8 II.
Es wurde hier im Blog der "blaue Rand" diskutiert. Der ist beim neuen Samyang zwar auch noch vorhanden, aber völlig unkritisch.

Bild 1:
Einzelne Aufnahme mit dem Samyang 8mm Fisheye F2.8 II (Quelle: Original ARW (Sony-RAW) Datei, Größe: 12,5 %, ohne irgendwelche Korrekturen)
http://up.picr.de/19318993uq.jpg

Bild 2:
Der "blaue Rand" bei 100 % Vergrößerung aus Sony-RAW-Datei (ARW) ohne jegliche Korrektur. Am Bildrand tritt auch eine ganz leichte CA auf, die in LR per Mausklick beseitigt werden kann.
http://up.picr.de/19319054xl.jpg

Bild 3:
Beispiel für CA bei 100 % Vergrößerung aus Sony-RAW-Datei (ARW) ohne jegliche Korrektur (ca. Bildmitte)
http://up.picr.de/19319072cl.jpg

Bild 4:
gestitchtes Panorama nach Durchlauf des Panorama Workflows (RAW Dateien in LR 5 bearbeitet, Ausgabe als 16-bit-Tiff, Stitching in PTGui).
http://up.picr.de/19319097ok.jpg

Hinweis zu den Links:
Die Bilder liegen auf einem Bilder Server (picr.de).
Per Mausklick auf den Link werde die Bilder geöffnet. Wenn Sie den Link zu den Bildern nicht direkt öffnen können, dann kopieren Sie sich bitte die gesamte URL und fügen diese in Ihren Browser ein.

Hallo Herr Hopf!
Super Beitrag. Es wäre schon ein fataler Fehler, Ihre Seiten nicht regelmäßig zu besuchen.
Klasse !

Die obige Kombination müßte doch auch am Slant und Einbeinstativ gut funktionieren ?
Der Zenit bzw. Nadirbereich müßte ja vollständig abgebildet sein und eine nachträgliche Bearbeitung dieser kritischen Bereiche wesentlich vereinfachen ?
Die Zeit für die Erstelung eines vollständigen Panoramas am Einbeinstativ müßte ja auch wesentlich kürzer sein ?
lg aus tirol alfred biechl www.tyrofly.at

Ja, die Kombo eignet sich gut auch für Panos vom Einbein, weil der Bildwinkel so groß ist, daß man nur 4 Aufnahmen braucht: 1x in alle 4 Himmelsrichtungen, das geht ratz-fatz.
Die Verhältnisse sind dabei direkt vergleichbar mit dem 10,5mm Nikkor an der D800.
Diese Kombo wurde hier auf dem Einbein verwendet: /panos/maibaum-2014-aying 
Dabei ist es egal, ob man den SLANT oder den KISS NPA benutzt.
Man tut sich auf dem Einbein leichter, wenn man keinen Rotator verwendet, sondern den NPA mit dem Joker oder der Adapterplatte auf dem Einbeinstativ befestigt. 
Am KISS steht dabei die Kamera senkrecht, was etwas angenehmer ist als "slanted".
Das 360°x180°-Pano ("die Kugel") ist immer geschlossen.
Einzige Voraussetzung ist, dass der Nodalpunkt sauber steht.
Also auf jeden Fall eine gute Rohrlibelle verwenden, am besten diese hier.

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