iPIX war seiner Zeit weit voraus - jedenfalls bei der Namensfindung.
iPhone, iPad und iPano kamen deutlich später.
iPIX, ein ehemaliges US-Unternehmen, wurde 1986 gegründet. iPIX entwickelte und vermarktete unter anderem Panoramatechnik, sowohl Hardware als auch Software. iPIX kommerzialisierte Panoramafotografie mit zirkularen Fisheye-Objektiven und verdiente sowohl an den Objektiven wie an den Lizenzen für die Viewing-Software: Wer seine Panoramen anschauen wollte, musste bezahlen.
Das Konzept ging nicht auf. iPIX meldete am 31.7.2006 Konkurs an.
Andere clevere Köpfe, allen voran Prof. Helmut Dersch von der FH Furtwangen, hatten bereits Mitte der 80er Jahre die Mathematik zur Verarbeitung von Fisheye-Aufnahmen zum Panorama und die erforderlichen Viewer zum Betrachten entwickelt. Prof. Dersch hatte seine PanoTools und den Viewer über das frühe Internet kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt.
Aber nicht das hat iPIX den Garaus gemacht. Eher die kostspielige Lawine von Patentklagen, die iPIX höchst aggressiv durchfocht: iPIX gegen der Rest der Welt.
link hier link hier
Prof. Helmut Dersch Vater der PanoTools nahm damals seine kostenlosen Tools vorsorglich vom Netz und ging so einem Rechtsstreit aus dem Weg. link hier. Seine PanoTools sind aber bis heute der Kern in den meisten kommerziellen Stitching-Programmen und auch der Freeware Hugin.
Die Klage der streitsüchtigen iPIX wurde übrigens von den europäischen Gerichten abgeschmettert. link hier
Wie komme ich darauf ?
Kürzlich hat mir unser Kunde Eric K. auf der Photoadventure in Linz eine Tasche übergeben: "Hier, ich hab was für dich. Schau mal rein." In der Tasche war in einer Plastiktüte verpackt ein Ungetüm von Fisheye-Objektiv mit einem Ringhalter und fest montiertem Rotator.
Der rastende Rotator kennt nur 2 Rastpositionen: die 180°-Rastung. Auf der Objektivfassung steht
iPIX™ coastalOpt. 185 DEG 4.88mm f/5.2.
"Nimm's dir mit. Wenn du's nicht mehr brauchst, schick es mir zurück." Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, was es mit iPIX und der Linse auf sich hatte. iPIX war mir kein Begriff. Erik erklärte mir dann, dass er die legendäre Linse vor Jahren für viel Geld erstanden und auch viel genutzt hatte. "Damit machst du ein voll sphärisches Pano mit nur zwei Aufnahmen. Aber da brauchst du dann die Software und den Viewer von iPIX - und ich weiß nicht, ob es die noch gibt."
(Vor 2 Jahren ist Eric auf die D3 mit dem 10,5er Nikkor und den KISS umgestiegen.
Seither braucht er 4 Aufnahmen - und der Viewer ist kostenlos).
Zuhause habe ich zunächst meine D3 an die iPIX-Linse montiert - aber der Bildkreis schien mir für das Vollformat viel zu kurz. Er ist deutlich kleiner als die Länge der kurzen Sensorkante. Geht man von der einfachen Fisheye-Projektion aus (R=2·f·sinθ/2) und setzt die genannten Objektivdaten ein, sollte der Bildkreisdurchmesser 19,5mm betragen. Aber der Bildkreis schien eher kleiner. Sinnvoller ist daher die Nutzung an einer MFT. Mit dem Nikon-MFT-Konverter flanschte ich die Linse an die GF1, besser gesagt, das GF1-Gehäuse an die iPIX-Linse. Und siehe da, der Bildkreis ist immer noch kleiner als die lange Kante (17,3mm) des MFT-Sensors. Ich vermutete dann, dass es sich bei der Projektion um eine äquidistante Projektion handelt: R=f·α. Der Bildkreisdurchmesser sollte demnach 15,8mm betragen. Das könnte hinkommen.
Die Linse ist ein Fix-Fokus-Objektiv mit fester Blende. Man kann aber den Kameraanschluß gegenüber dem Linsentubus ein paar Millimeter verschieben und so über die Auflage den Fokus genau einstellen. Den "Nodalpunktabstand" lässt sich an der Objektivschelle in einem kurzen Bereich justieren.
Beim Justieren der Linse fiel mir gleich die ausgeprägte Winkelabhängigkeit der Eintrittspupillenposition auf. Sie ist typisch für alle älteren Fisheye-Konstruktionen.
Die Linse selbst stammt von Coastal Optical Systems Inc. in Florida, einem Unternehmen, das "custom designs", also Auftragsentwicklung für optische Geräte machte. Das Unternehmen ist mittlerweile Teil der Jenoptik AG. Hier die Daten zur Linse von deren Homepage: link hier Jenoptik spezifiziert einen Bildkreisdurchmesser von 14,9mm.
Nachtrag März 2013:
Inzwischen haben wir die Linse ordentlich vermessen. Die Linse hat wie vermutet eine längentreue (äquidistante) Projektion.
Nachtrag April 2013:
Nicht nur das bereits genannte Fisheye ist bemerkenswert, sondern auch der Panoramakopf.
Die wesentlichen Merkmale in der Bauweise dieses iPix-Panoramakopfes wurden 20 Jahre nach dessen Einführung, nämlich 2006 von einem führenden Hersteller von Foto-Zubehör und Panoramaequipment in Deutschland zum Gebrauchsmuster angemeldet. Dieser Hersteller hat uns Patentverletzung vorgeworfen. Dabei waren neun der in der Gebrauchsmusteranmeldung genannten zehn Merkmale bereits in dem iPix Panoramakopf aus dem Jahre 1986 realisiert.
iPix war eben seiner Zeit voraus - nicht nur in der Namensfindung !
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