Blog-Eintrag

Nahfokus-Panorama

Manche Leute fotografieren Ihr (Landschafts-)Panorama mit ausgestreckten Armen oder aus der Hüfte - und sind glücklich. So oder ähnlich ist wohl jeder Panorama-Fotograf in das Thema eingestiegen. Bei kürzerem Aufnahmeabstand klappt es mit dem Schuß aus der Hüfte nicht mehr: die Rotationsachse muss nach vorne verlagert werden. Nur wenn sich die Rotationsachse und die optische Achse der Kamera in der Nodalpunktposition des Objektivs schneiden, können bei kurzem Aufnahmeabstand die Bilder perfekt zu einem Panorama gestitcht werden. Aber wie kurz ist "kurz".
In dem Blog-Eintrag "kritisch ist nur der Nahpunkt" habe ich das quantisiert: bei 1m Aufnahmeabstand muss die Rotationsachse auf 1,5mm genau positioniert sein.
Bei noch kürzerem Abstand ist man im Bereich weniger zehntel Millimeter Toleranz. Aber dem Aufnahmeabstand sind Grenzen gesetzt: Das Panoramasystem und eine darauf montierte Kamera stehen nach hinten und auch seitlich über. Beim Rotieren ist so der minimal realisierbare Aufnahmeabstand durch die äußeren Abmessungen der Kamera und die Ausladung des Panoramasystems limitiert.
Nur eine kleine Kamera montiert auf einem kleinen Panoramasystem kann an einem beengten Kamerastandort eingesetzt werden und lässt sich auf wenige Zentimeter an den Nahpunkt heranführen. Der Crop-Faktor kleiner Kameras kommt der Schärfentiefe bei kleiner Blende und kurzer Brennweite zugute. Die MFT's mit dem 8mm Fisheye und dem Kompakt-Set ermöglichen so ungewöhnliche Nahfokus-Panoramen mit nur 10cm Nahpunktabstand. 

Da wir das Kompakt-Set kameraspezifisch genau konfigurieren, ist die erforderliche Genauigkeit "fest eingebaut" und die Aufnahme fast ein Kinderspiel. Wie perfekt das geht, zeigen folgende Beispiele, beide aufgenommen mit der Lumix GF1, dem 8mm Lumix Fisheye montiert auf dem Kompakt-Set. 

Die Aufnahmedaten für erste Pano aus dem Lampengeschäft: 5x2 Aufnahmen mit +/-1,3EV , Fokus manuell auf ca. 15cm vor der NPP-Position eingestellt, Funkauslöser.
Das Lampen-Pano (360°x131°) wurde in PTGUI "gefused" und ohne Eingriff gestitcht. Nichts wurde maskiert oder retuschiert. Das ausgegebene equirectangulare 8bit-TIFF (nativ 11016 × 5508 Pixel) wurde mit Pano2VR als Flash transformiert und nicht nachgearbeitet. Das im Anhang auf 2000x1000 Pixel skalierte PNG wurde lediglich in PS4 global nachgeschärft. Die Würfelprojektion (horizontalesT) zeigt, wie groß die Lücke in Nadir und Zenit tatsächlich ist: Der vertikale Bildwinkel beträgt 131°.

Leuchten auf engstem Raum

 

Das zweite Pano demonstriert, wie kompakt das Panorama-Kompakt-Set tatsächlich ist: das 20cm hohe Stativ wurde in die 5kg-Trommel unserer Miele Waschmaschine gestellt. Bei geschlossener Türe beträgt der lichte Abstand zwischen dem weit nach innen gezogenen Bullauge und der Trommelrückwand ca. 20cm. Die Kamera wurde bei fast geschlossener Türe mit dem Funkauslöser ausgelöst. Das Wabenmuster der Miele-Trommel sollte jeden Stitchingfehler offenbaren. Man tut sich schwer, einen zu finden. Lediglich das Blenden ist nicht perfekt: Beim Positionieren der Kamera habe ich versehentlich einen Daumenabdruck auf die Frontlinse gebracht. Dieser verursacht das Streulicht, das im fertigen Pano überblendet ist.  Dort müsste nachgearbeitet werden.
Aufnahmedaten: manueller Fokus auf ca. 10cm vor der Frontlinse, 4 Sekunden bei Blende 8 und ISO400. Das Pixelrauschen der Lumix ("weak pixel") ist bei dieser langen Belichtungszeit schon deutlich sichtbar. 


 
Nein - PT4Pano wirft nicht soviel ab, dass wir die Trommel der Waschmaschine vergoldet haben !
Aber an den Quell-Bildern und dem Pano wurde NICHTS (!) korrigiert oder retuschiert. Auch der Weißabgleich wurde nicht angefasst.  Das mit Pano2VR generierte SWF wirkt etwas unscharf.  Das rectangulare TIFF (11138 x 4032 Pixel) ist gestochen scharf. Ich werde es in den nächsten Tagen noch mit einem Wasserzeichen (klar bei dem Motiv !) versehen und dann als verkleinerte Version zum Download bereitstellen.

Kommentare

Hallo PT4Pano,
das ist der Hammer !
Ich bin total begeistert von der "Nähe", die in so einem Nahfokus-Panorama eingefangen werden kann - und - es passt alles zusammen! Die Panofotografie ist für mich kein Neuland. Angefangen habe ich ohne Stativ, aus der Hüfte heraus. Das bescherte mir oft tolle Ergebnisse, aber meist auch bittere Enttäuschung. Mit einem Nodalpunktadapter und Stativ gelingts doch sicherer und besser - dachte ich. Ich besitze einen Adapter der eingestellt werden muss und für unterwegs doch etwas unhandlich daher kommt. Danach bin ich auf Ihre Seite gestoßen und ich muss sagen: Klasse! Handlich, leicht, stabil und super einfach! Damit mache ich nun schon seit über 1 Jahr Panos und bin total begeistert. Was mich aber etwas stört ist die nachträgliche Bearbeitung von Nadir und Zenit. Dort fehlen meist Bildinformationen, da der Bildwinkel des Fisheye an der CropKamera doch nicht ganz ausreicht. Das sind bei meinem 10,5er Nikon in der Hochformatposition ca. 180°. Habe das Thema in Foren verfolgt und gelesen, dass es eine Möglichkeit gibt, den Bildwinkel zu "vergrößern". Das nennt sich "Slanted". Dabei wird die Kamera nicht im Hochformat, sondern um einen bestimmten Winkel gedreht. Somit fotografiert man in der Diagonalen. Hat also viel mehr Bildinfos. Schade das dies mit dem KISS nicht möglich ist! Auch im Fall der Lumix mit dem 8mm Fish würde der "slanted" noch mehr Raum bringen. Grüße aus dem Schwabenland

Seit auf der letzten Photokina ein Mitbewerber seinen Slanted Nodalpunktadapter vorgestellt hat, wurde immer wieder ein "abgeschrägter KISS" von unseren Kunden angefragt. Wir sind nach wie vor nicht von diesem Ansatz überzeugt. Die Orthogonalität ist bei so einem geneigten Teil aufgehoben. Den NPA auf die Kamera einzustellen ist eine Nightmare, wie uns Kunden mit "slanted"-Erfahrung berichten.
Andererseits bietet gerade der KISS-Ansatz die Möglichkeit, den NPA genau auf die Kamera zu konfigurieren, so dass - zumindest dem Kunden - die aufwendige Einstellarbeit abgenommen werden kann. Und was den Bildwinkel in der Waschmaschine angeht - es klingt zumindest verlockend.
Vielleicht gehe ich doch nochmal über unsere Entwürfe und baue einen Prototypen. Er muss sich jedenfalls in der Waschmaschine bewähren ... 

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