Blog-Eintrag

Panorama ohne Sherpa

Bei der Panoramafotografie dreht sich alles um den Nodalpunkt, eigentlich um die Eintrittspupille des Objektivs. Deshalb ist der Panoramafotograf mit Stativ und Panoramasystem unterwegs - und genau deshalb bleibt bei so vielen Gelegenheiten das Panoramasystem zuhause. Wer schleppt schon gerne immer ein Stativ mit sich rum.
Und wenn, dann nörgelt die Begleitung (meist weiblich) spätestens nach dem dritten Stop.
So ist das - nicht notwendigerweise !

liebenswerter Sherpa (Spezie eher selten !)Man kann zum Beispiel seine Frau bitten, das Stativ zu tragen. Sie empfindet dann jeden Halt zwecks Panoramaaufnahme als echte Erleichterung.
Aber heutzutage sind die femininen Sherpas eher die Ausnahme. Wohl dem, der noch rechtzeitig ein Exemplar identifiziert und geheiratet hat. So wie ich.
Für all jene, die nicht so verwöhnt sind, sollte dieser Blog interessant sein - zeigt er doch eine echte Alternative auf.

Beim Wandern, Bergsteigen und auf Reisen hat man meist seine Kamera mit Kit-Objektiv oder ein 28 bis 35mm Weitwinkelobjektiv (Brennweitenangaben hier immer KB-äquivalent) griffbereit. Kit-Objektive beginnen meist bei 24 oder 28mm Brennweite.
Für Landschaftspanoramen und Zylinderpanoramen von Plätzen und Gebäuden ist dieser Brennweitenbereich ideal. Fast alle KompaktSets die wir verkaufen, konfigurieren wir für 24...28mm Brennweite mit 36° Drehwinkel zwischen den Aufnahmen.

Bei 24...28mm Brennweite beträgt der vertikale Bildwinkel in Hochformatposition (Panoramaposition) 84-66°. Richtet man bei der Aufnahme die optische Achse horizontal aus, wird bei einer Aufnahme aus Augenhöhe der Boden ab ca. 2,5m Entfernung erfasst. Diese Weitwinkel- Brennweite bietet so viel Schärfentiefe, dass bei Fokuseinstellung auf auch dieser Vordergrund scharf abgebildet wird (ich rede hier nicht von Mittel- und Großformatkameras). Macht man mit dieser Konfiguration ein Panorama, ist der Nahpunkt im Sujet kaum näher als 2,5m vor der Kamera.

Im Blog "Kritisch ist nur der Nahpunkt" habe ich beschrieben, dass die Toleranz bezüglich Nodalpunktposition nur vom Abstand zum Nahpunkt anghängt: Sie beträgt 1,5mm pro Meter Abstand zum Nahpunkt. Bei der beschriebenen Aufnahmesituation (28mm Brennweite, Aufnahme aus Augenhöhe) beträgt die Toleranz also ca. 4mm. In der freien Natur ohne Parkettfugen auf dem Boden darf man diese NPP-Toleranz mindestens verdoppeln.

MiniPod - kleines EinbeinNimmt man ein kurzes (!) Einbeinstativ, sagen wir mit 15-25cm Länge, das man unten punktuell lagert, und stattet es mit einer Rohrlibelle mit 40' Empfindlichkeit aus, kann man die erforderliche NPP-Toleranz an einer oben montierten Kamera leicht einhalten.
Je kürzer das Stativ ist, desto genauer geht das.
Um auf Augenhöhe zu kommen, setzt man das kurze Einbein auf einer Mauer, einem Pfosten oder einem sonstigen stabilen Ding in der Landschaft auf. Man kann es mit der linken Hand halten und nivellieren, mit der rechten die Kamera auf dem Panorama-Set (z.B. KompaktSet) rotieren und auslösen.

Ich habe mehrere solcher kurzer Einbeinstative im Gebrauch, meine "MiniPods", für die ich die Carbon-Reststücke aus der Entwicklung unseres MonoPods verwertet habe. Einer dieser MiniPods liegt immer unter der Sitzbank meines Rollers und wird bei Bedarf auf den Koffer geschraubt (hier der Link). Ein weiterer ist mit Spike, Gelenkfuß und Libelle versehen immer im Wanderrucksack dabei. Auf den MiniPod montiere ich meistens das KompaktSet mit der Lumix MFT.

Es ist erstaunlich, wie leicht und präzise sich mit diesem kleinen Setup präzise Panoramen selbst im Nahbereich anfertigen lassen.
Für unterwegs ist das die perfekte Panoramaausrüstung.

Andere findige Panoramafotografen sind auf die gleiche Idee gekommen.
Letzte Woche wurden wir von einem solchen mit der Anfrage kontaktiert, ob wir denn Interesse hätten, ein von ihm entwickeltes und als Gebrauchsmuster geschütztes Produkt in unser Portfolio aufzunehmen. Er präsentierte uns Konstruktionsunterlagen für ein Produkt namens "PanoGrip". Der PanoGrip ist ein vergleichsweise aufwändig konstruiertes, hochwertiges, kurzes Einbeinstativ mit wirklich netten Features. Die avisierte Anwendung ist klar und mit dem unmißverständlichen Namen perfekt beschrieben: Ein Griff für Panoramafotografie, mit dem es möglich ist, die auf einem Nodalpunktadapter montierte Kamera um die Eintrittspupille zu rotieren. Klein, leicht, kompakt und allemal genau genug. Genau die Funktionalität des MiniPods ...

Wenn Panoramafotografen, denen kein geduldiger Sherpa zur Seite steht, Interesse an dem "PanoGrip" bekunden, könnten wir es uns überlegen, den PanoGrip oder zumindest den MiniPod als Produkt in unser Sortiment aufzunehmen.

Sherpas vermitteln wir aber nicht.

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