Für Fotografen, die immer und alles aus der Hand fotografieren ist das Stativgewinde überflüssig. Für Panoramafotografen und erst recht für die Hersteller von Panoramaequipment ist das Kamera- bzw. Stativgewinde sehr wohl ein Thema.
Denn Panoramafotografie ohne Stativ ist nur in Sonderfällen zielführend.
Dem entsprechend finden Sie hier auch schon einige Blog-Beiträge zum Stativgewinde.
Meine alte Zeiss Ikon 6x9 Klappkamera aus Anfang der 50er Jahre ist mit 2 "Deutschen Gewinden" ausgestattet: eines am Kameraboden für's Querformat und eines in der Klappe für's Hochformat. Dieses grobe "Deutsche Gewinde" mit 3/8" (9,525mm) Außendurchmesser war bereits zu frühen Zeiten des Kamerabaus beliebt. Der British Standard Whitworth (BS 84) war das erste genormte Gewinde der Welt und legte auch die Maße des verwendeten Kameragewindes fest.
Mit der Leica und der Einführung des Kleinbildfilms wurden die Kameras kleiner und leichter. Es war nur konsequent, auch die Größe des Stativgewindes für diese neuen, kompakteren Kameras anzupassen. So kam es zum "Englischen Gewinde" mit 1/4" (6,35mm) Außendurchmesser. Auch das "Englische Gewinde" war ein BSW, also Whitworth-Gewinde.
Kurios: Das "Deutsche Gewinde" der Kameras entsprach einem Britischen Standard.
Und die deutscheste aller Kameras, die Leica, bekam als erste ein "Englisches Gewinde".
Daß die internationale Standardisierung eines Kameragewindes nicht auf ein "Deutsches Gewinde", das einem englischen Standard folgt, hinauslaufen konnte, ist nachvollziehbar.
Es blieb auch nicht beim bewährten Standard mit BSW-Gewinde.
Wie auch immer kam es zum neuen de facto US-Standard UNC für's Stativgewinde.
In mehreren Schritten wurde das Kameragewinde in ISO1222 und DIN 4503 gemäß US-Gewindestandard genormt. Das große Kameragewinde 3/8"-16 UNC wird nur bei Mittel- und Großformatkameras verwendet, während alle kleineren Kameras mit dem 1/4"-20 UNC ausgestattet werden. UNC steht dabei für "Unified Coarse Threat Series" gemäß ANSI B1.1.
BSW-Gewinde und UNC-Gewinde unterscheiden sich nur durch die Flankensteilheit der Gewindegänge (und als Folge geringfügig im Kernlochdurchmesser). Das UNC-Gewinde hat 60°, das BSW 55° Flankenwinkel.
Da die Steigung in beiden Standards identisch ist, können BSW-Schrauben in UNC-Muttern bzw. UNC-Gewindebohrungen verwendet werden. Das gilt aber nicht immer umgekehrt. In der fotografischen Praxis ist UNC oder BSW kein Thema, wenngleich einige renomierte Stativ- und Kugelkopfhersteller für 3/8" generell BSW-Gewinde verwenden.
Problematisch ist dagegen, dass in ISO 1222 nur die Art des Gewindes genormt ist, aber nicht dessen Länge. Es gibt DSLR-Kameras, deren Stativgewinde weniger als 5mm tief ist und solche, die eine 7mm lange Gewindeschraube aufnehmen können.
Es gibt Stativköpfe mit 3/8"-Gewindebolzen, die 9mm überstehen, und es gibt Foto-Zubehör mit 3/8"-Gewindebohrungen, die nur 7mm tief sind. Das Schnellwechselysystem Q-Top zum Beispiel wird beschädigt, wenn es auf ein Stativ geschraubt wird, dessen Gewindeschraube länger als 7,5mm ist.
Profi-Stative sind meistens mit dem großen Kameragewinde (3/8") ausgestattet. Einige, wie die Gitzo-Stative haben eine Stativschraube in der Mittelsäule, die man umdrehen kann. So hat man wahlweise ein großes (3/8") oder kleines (1/4") Gewinde zur Verfügung.
Fast alles Zubebör, das zwischen Kamera und dem Stativkopf verwendet wird, ist unten, also im Boden mit dem großen 3/8"-Gewinde ausgestattet, das mit einem Übergangsgewinde auf 1/4" reduziert werden kann. (Diese Gewindebuchse hat man dann in der Regel verloren, bis man sie braucht). Jeder Fotograf, der derartiges verwendet, wird sich irgendwann für nur ein Gewinde entscheiden: groß oder klein. Profis verwenden in der Regel alles Zubehör mit dem großen Gewinde und reduzieren nur direkt an der Kamera auf 1/4". Hobbyfotografen verwenden meist alle Komponenten ausschließlich mit dem kleinen Gewinde.
Nicht wenige Panoramafotografen besitzen noch ein schweres Panoramasystem und einen Rotator mit 3/8"-Gewinde, den sie jetzt zusammen mit dem KISS oder SLANT verwenden möchten. Für die und all jene, die immer wieder großes und kleines Kameragewinde kombinieren müssen, haben wir jetzt ein unscheinbares, neues Zubehör entwickelt: Einen Joker.
Der Joker kann - wie der Name schon sagt - immer eingesetzt werden, wenn ein Kameragewinde adaptiert werden muß.
Ob groß oder klein, ob Gewindebohrung oder Schraube - der Joker verbindet alles was zunächst nicht zusammenpasst.
Und der Joker kann noch mehr:
Er ist zusätzlich mit der 4KISS-Aufnahme und einer Fotolibelle ausgestattet. KISS, SLANT und MultiRow können so direkt auf den Joker montiert werden. Die Libelle des Joker bleibt dabei immer einsehbar. Die Möglichkeit zur seitlichen Feinjustage z.B. für den SLANT bleibt voll erhalten, selbst wenn das Setup dann auf einem Seitz VR-Drive (V1 oder V2) oder einem Rotator-Ungetüm wie dem Manfrotto 300N montiert wird.
Der Joker gehört künftig auch zum Lieferumfang des MonoPods. Er macht ein Schnellwechselsystem auf jedem Pole überflüssig und schafft schnell eine gegen Verdrehen gesicherte Verbindung.
Denn die Verdrehsicherung hat der Joker an der Unterseite auch.
Nachtrag:
Diese Version des Jokers ist nicht mehr lieferbar:
Wir haben jetzt eine neue Version im Stil einer Arca-Klemmplatte im Sortiment.
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