Panoramafotografen, die an ihrer MFT ein Fisheye einsetzen wollten, leisteten sich bisher das Lumix G-Fisheye 3,5/8mm von Panasonic. Die hervorragende, von Leica entwickelte Linse hat allerdings ihren Preis.
Die Verwendung anderer Fisheyes an der MFT ist mittels Adapter ja möglich.
Wir sehen darin allerdings keine echte Alternative.
Seit ein paar Tagen bietet Samyang ein preisgünstiges 7,5mm Fisheye an, das speziell für die MFTs entwickelt wurde. Bislang ist die Linse in Europa nur von Delta in Krakau/Polen verfügbar. Vermutlich wird Foto Walser die Linse in Deutschland vertreiben.
Wir hatten das neue Samyang 7,5mm 1:3,5 UMC Fisheye MFT zum Vermessen bekommen und so Gelegenheit, diese neue 7,5mm-Linse mit dem 8mm Fisheye von Panasonic zu vergleichen.
Beide Objektive sind am MFT-Sensor sogenannte Fullframe-Fisheyes mit 180° diagonalen Bildwinkel und haben die dafür typische Stummelsonnenblende. Beide sind damit ungefähr gleich groß. Das Samyang ist nur geringfügig schwerer (176g gegenüber 156 g) als das Panasonic.
Obwohl beide die gleiche Lichtstärke 3,5 aufweisen, hat das Lumix eine wesentlich größere Frontlinse (ca. 49mm gegenüber nur 33mm).
Das Lumix Fisheye ist luxuriös - man kann auch sagen über-flüssigerweise - mit einem (Innen-)
Autofokus ausgestattet. Da sich der Bildwinkel mit dem Fokus leicht verändert, schaltet man den Autofokus bei Panoramafotografie besser ab.
Das Samyang lässt sich aus-schließlich manuell fokusieren. Dabei verschiebt das Samyang den vorderen Tubus um ca. 4mm.
Nach dem Montieren auf der GF1 meldet diese gleich "Bitte prüfen, ob das Objektiv korrekt aufgesetzt ist". Die Meldung irritiert zunächst. Der Schluß, dass die Kontakte nicht korrekt sitzen liegt nahe - aber es gibt gar keine ! Klar: eine Linse ohne Autofokus und mit nur mechanischer Blendensteuerung kommuniziert nicht mit der Elektronik der Kamera. Entsprechend zeigt die GF1 am Display auch den Blendenwert "0" an. Natürlich werden so auch keine Blendenwerte im EXIF abgelegt. Im Automatikmodus ist die Kamera immer mit Zeitautomatik zu betreiben.
Erst nachdem man im Menü der Kamera die Option: "Auslösen ohne Objektiv" aktiviert, ist sie überhaupt bereit, die Linse zu akzeptieren.
Die nächste Überraschung kommt beim manuellen Fokussieren. Von der Lumix ist man es gewohnt, dass sie beim Drehen des Fokusrings automatisch die Lupenfunktion einschaltet was das Scharfstellen am Monitor ERHEBLICH erleichtert. Mit dem Samyang merkt die Kamera aber nicht, dass am Fokusring gedreht wird, und die Lupenfunktion wird nicht eingeschaltet. Leider kann man diese an der GF1 auch nicht über das Menü aktivieren. Das Scharfstellen über den Monitor ist so nur sehr ungenau möglich. Die gravierte Entfernungsskala gibt da mehr Orientierung. Tatsächlich wünscht man sich in diesem Fall eine Schärfentiefenskala.
Während sich für die Lumix-Linse die NPP-Position relativ leicht mit Hilfe des Live-Views und der Lupenfunktion im Feld ermitteln lässt, geht das beim Samyang hinreichend genau nur mit einer optischen Bank und dem Laser. Dabei fällt auch gleich auf, dass das Objektiv kräftig "pumpt": Der Bildwinkel ändert sich deutlich beim Verstellen des Fokus. In der Panoramapraxis wird das aber kaum relevant sein, da man den Fokus ohnehin bei ca. 0,5m fixieren ("tapen") wird. Und genau diese Möglichkeit vermisst man beim Lumix: Es hat einen "focus by wire" - da ist nichts mit "tapen".
Gespannt sind wir natürlich auf den Bildwinkel: Lumix gibt für seine Linse 8mm Brennweite an, Samyang suggeriert mit der Brennweite von 7,5mm einen größeren Bildwinkel.
Wir können den Bildwinkel am einfachsten mit PTGUI ermitteln.
Mit beiden Linsen wird je eine Pano-Serie bestehend aus 5 Aufnahmen unter gleichen Bedingungen aufgenommen.
Die GF1 ist dabei auf einem Kompakt-Set montiert, das auf die NPP-Position der jeweiligen Linse genau eingestellt ist.
PTGUI kann beide Aufnahmeserien völlig problemlos stitchen und ermittelt für die beiden Linsen je nach Fokuseinstellung annähernd den gleichen Bildwinkel von 131°...135° vertikal im Hochformat (also über die lange Sensorseite).
Im Klartext: beide Linsen, das 8er Lumix und das 7,5er Samyang, haben den gleichen Bildwinkel !
Was man vom "großen" 8mm Samyang bereits kennt, gilt also auch für das kleine 7,5er: Die Brennweitenangabe ist irritierend.
Vom 8mm Samyang Fisheye ist bekannt, dass es die ungewöhnliche stereographische Projektion verwendet. Michèl Thoby hat das ausführlich untersucht und beschrieben.
Der Brennweitenwert für das kleine 7,5er Fisheye lässt vermuten, dass Samyang auch dafür die gleiche stereographische Projektion verwendet.
Ein Indiz dafür könnte folgendes sein: Die Winkelabhängigkeit der NPP-Position ist bei beiden Samyangs ähnlich gering. Der Gang beträgt bei dem neuen 7,5er Samyang nur 1,5 Millimeter - und damit noch einen Millimeter weniger als beim Lumix Fisheye. Nur zum Vergleich: Bei dem beliebten f3,5/8mm Sigma variiert der Nodalpunktabstand zwischen Äquator und Zenit um mehr als 10mm.
Damit bringt das 7,5er Samyang beste Voraussetzungen mit für die Panoramafotografie.
Die deutlich stärkere Vignettierung des Samyangs im Vergleich zum Lumix stört bei Panoramafotografie nicht: PTGUI korrigiert die Vignettierung auf Mausklick. In den Dateianhängen finden Sie die Bildschirmausdrucke des Vignettierungsprofils, wie es PTGUI ermittelt (und korrigiert).
Wir hatten bislang nicht die Zeit, das 7,5er Samyang ausführlich unter allen Bedingungen zu testen. In Kenntnis der Streulichtempfindlichkeit und der signifikanten CA des großen 8mm Fisheyes haben wir aber die Aufnahmen in Hinblick auf diese Merkmale kontrolliert - und sind sehr zufrieden: Hinsichtlich Streulicht und Farbfehler gibt es am 7,5er UMC-Fisheye nichts auszusetzen.
Wir fassen zusammen:
Das Samyang ist geringfügig schwerer als das Lumix Fisheye, unterstützt aufgrund fehlender Kommunikation mit der Kamera weder Autofokus, Lupenfunktion beim manuellen Fokus noch Blendenübertragung (Daten wie auch Funktion). Beide liefern den gleichen Bildwinkel an der MFT. Die Winkelabhängigkeit der NPP-Position ist beim Samyang noch geringer als beim Lumix, der Lichtabfall zum Bildrand hin aber deutlich stärker. Streulichtempfindlichkeit und CA sind bei beiden Linsen völlig unkritisch. Das Samyang kostet (derzeit in Polen) ungefähr halb so viel wie das 8mm Lumix.
Für Panoramafotografie sind die Mankos des Samyang nicht relevant: Das Samyang kann einmal auf 1m fokusiert "getaped" werden, so dass der Fokus immer stimmt. Und die Vignettierung wird in PTGUI auf Mausklick perfekt korrigiert. Bei der Verwendung zur allgemeinen Fotografie jenseits der Panoramafotografie wäre aber die Lupenfunktion sehr hilfreich.
Nachtrag (27.9.11)
Inzwischen wurden wir darauf hingewiesen, dass sich die Lupenfunktion im Live-View der Lumixe im manuellen Modus tatsächlich leicht einschalten lässt:
Erster Klick: Steuerkreuz links
Zweiter Klick: Steuerkreuz Mitte (Menue/Set)
Nach dem ersten Klick lässt sich über das Steuerkreuz
auch noch die Position des vergrößerten Bereichs auswählen.
Danke an Christian W.
Lothar Matthäus würde jetzt sagen: "again what learned".
Anhang | Größe |
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PTGUI Lens Settings Lumix.png | 250.76 KB |
PTGUI Lens Settings Samyang.png | 227.6 KB |
Vignettierung Lumix.png | 107.94 KB |
Vignettierung Samyang.png | 104.01 KB |
Kommentare
Fokushilfe
Die Lumix GH2 besitzt eine angenehmere Fokushilfe bei manuellen Objektiven: einmal am Rad drücken zoomt rein, Rad drehen zoomt weiter rein. Shutter halb drücken wechselt in die Vollansicht.
Alternativ oder für die anderen neueren Lumixe geht antippen am Touchscreen. Oly bietet ähnliches.
Ich bin übrigens bisher sehr zufrieden mit dem Samyang 7.5, jetzt gibts bald ein PT4Pano Halterchen (die Verniedlichung ist im besten Sinne zu verstehen!)
Andy
Samyang
Scheint ein ganz gutes Panoramaobjektiv zu sein.
Ich spiele mit dem Gedanken, mir eine NEX3 und das Samyang als leichtes Gespann für Einbein - Panoramen zu kaufen.
Gruß, Reiner
Natürlich können wir unsere
Natürlich können wir unsere Nodalpunktadapter auch dafür konfigurieren.
Mit dem m43-to-nex Adapter (z.B. http://www.ebay.com/itm/Micro-Four-Thirds-4-3-M43-lens-to-Sony-E-NEX-5-a...) sollte die Adaption der Linse ja kein Problem sein.
Direkt auf dem MonoPod würde ich dann den SLANT verwenden.
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