Was liegt da näher, als ein Stereo-Panorama in der Lederwerkstatt auf engstem Raum.
Für die Aufnahme verwendete ich das f2,8/12mm Samyang Fisheye an der Nikon D800 und ein monokulares OmnniStereo-Aufnahme-Setup bestehend aus einem KISS Nodalpunktadapter auf einem Seitz VR Motorkopf. Das ansprechende Sujet verlangt einen Nodalpunkt-Offset von 15mm - und das bei einer Nahpunktdistanz von knapp 30cm ! Die Belichtung habe ich mit einem Handbelichtungsmesser gemessen und an der Kamera manuell vorgegeben (ISO 100, 1 Sekunde, Blende 11, keine HDR-Belichtungsreihe).
Aufgrund der langen Belichtungszeit war an der D800 die Spiegelvorauslösung aktiviert.
Leider hatte ich den Fokus nicht kontrolliert sondern mich auf die Skala verlassen - und etwas zu kurz eingestellt. Das habe ich allerdings erst zuhause realisiert.
Die 32 RAW Quellbilder sind in Lightroom entwickelt und als 16bit TIF in PTGUI Pro 11 automatisch gestitcht.
Linke und rechte Perspektive habe ich mit dem s3D-Workflow für multiperspektivisches Stitchen ohne jegliche manuelle Eingriffe als equirectangulare Projektionen mit 360°x180° generiert. Der PTGUI Optimizer ermittelte auf Anhieb einen mittleren Kontrollpunktfehler von 1,0 Pixel und den maximalen von ca. 5 Pixeln. Die beiden Perspektiven wurden dann ohne weitere Nachbearbeitung als pano_l und pano_r an das krpano-Droplet (krpano 1.19-pr13) übergeben. Zenit und Nadir habe ich nachträglich mit Ehrhard's Logo in Leder als distorted hotspots abgedeckt.
Die native Auflösung der equirectangularen Panos beträgt satte 16k x 8k Pixel.
In krpano wird dann die Auflösung des linken Panos auf 2k Würfelflächen runterskaliert.
Die Auflösung der Würfelflächen in der VR-Darstellung ist noch weiter auf magere 1536 Pixel reduziert.
Zum Betrachten in Stereo empfehle ich eine einfache VR-Brille (z.B. diese hier) und ein Smartphone mit einem hoch auflösenden Display. Natürlich klappt das auch mit der Gear VR auf dem Samsung Handy.
Die Herausforderung bei dieser Aufnahme bestand eigentlich darin, mit den gegebenen Lichtverhältnissen ohne exposure bracketing auszukommen. Deshalb habe ich die D800 verwendet und nicht wie sonst die kleine Fuji X-M1 mit dem 8mm Samy. Die D800 und PTGUIs Mogel-HDR bewältigen den hohen Dynamikumfang einwandfrei. Panorama-technisch ist natürlich der große Nodalpunkt-Offset bei dem kleinen Aufnahmeabstand extrem anspruchsvoll. Mein s3D-Workflow für multiperspektivisches Stitchen erledigt das aber zuverlässig und problemlos. Mit dem s3D-Workflow ist die nahezu fehlerfreie Stereo-Wiedergabe des statischen Sujets sichergestellt. Die minimalen Stitchingfehler im südlichen Polargebiet verschwinden völlig in der Rasterdarstellung auf dem Display des Smartphones.
Ehrhard jedenfalls hat es ganz gut gefallen, deshalb hat er die Veröffentlichung auch explizit erlaubt.
Der "Little Planet" vermittelt aus ungewohnter Perspektive einen realistischen Eindruck von der Enge und der Fülle in dem kleinen Kellerraum und von der Aufnahmesituation.
Zum Betrachten eines 4k-Ausschnitts stelle ich die linke und rechte Perspektive in Mercator-Projektion sowie Anaglyphen des entsprechenden Ausschnitts hier bereit. Das sind einfach nur 205° breite Ausschnitte mit 4k Auflösung aus den linken und rechten Perspektiven des voll sphärischen Panos. Alle hier gezeigten Darstellungen, auch die linke und rechte Perspektive, wurden aus der einen monokularen 360°-Aufnahmenserie generiert.
Zum Betrachten der Anaglyphen ist eine normale rot/cyan Anaglyphenbrille erforderlich.
Sofern Sie ein 3D-TV-Gerät (z.B. 4k OLED von LG) besitzen, können Sie die Mercator-Projektion als MPO-Datei auf einen USB-Stick laden und am TV-Gerät mit 3D-Brille (Polbrille) ansehen. Ein LG 3D-OLED verarbeitet das MPO-File und schalted automatisch in den 3D-Modus.
Nachtrag 2020: Inzwischen habe ich den Workflow "multiperspektivisches Stitchen" weiterentwickelt. Mit 24 Aufnahmen sind jetzt völlig fehlerfreie Stitches reproduzierbar möglich. Selbst bei nur 12 Aufnahmen treten nur minimale Fehler auf, die auf aktuellen VR-Brillen nicht wahrnehmbar sind. 3D-Höhenfehler sind ausgeschlossen und selbst die Festlegung der Scheinfensterebene erfolgt deterministisch im Stitchingprozess.
Kommentare
Wölbung am Fußboden
Die "Quadratur des Kreises" ist Ihnen da erstaunlich gut gelungen !
Die s3D-Darstellung der 4k-Ausschnitte ist perfekt.
Aber in der Anaglyphendarstellung des 360°x180°-Panoramas erkenne ich eine merkwürdige Wölbung des Fußbodens zur Kamera hin. Gibt es dafür eine Erklärung ?
Wölbung ...
Ja, es hat in der Anaglyphendarstellung den Anschein, als würde sich die Scheinfensterebene im Nadir sehr stark ins Bild hinein verlagern. In der VR-Darstellung in der SBS-Projektion sieht man diesen Effekt nicht. Er ist allein auf die Eigenheit der flachen equirectangularen Projektion zurückzuführen, bei der ja das Bild mit zunehmendem Abstand vom Äquator gedehnt wird. Im Zenit und Nadir ("Südpol") wird der eine Punkt (Pol !) auf die volle 16k-Breite des flachen Bildes gedehnt. Dass dabei die imaginäre Lage der Scheinfensterebene und damit die Stereo-Wahrnehmung massiv gestört wird, ist nachvollziehbar.